Segel im Weidendom

Für die Landesgartenschau in Fulda

Für die Landesgartenschau 2023 im hessischen Fulda hat SL Rasch ein Membransegel entworfen und konstruiert, welches sich optimal in einen rahmengebenden Weidendom einfügt. Inmitten der weitläufigen Fläche der Gartenschau wurde durch die Struktur ein Ort geschaffen, an dem Veranstaltungen und Vorträge an heißen Sommertagen in einer natürlich klimatisierten Umgebung stattfinden können oder an dem sich Gäste erholen können.

Landesgartenschauen gibt es schon seit über 50 Jahren – sie wurden ins Leben gerufen, um Gartenbau auf Landesebene auszustellen und regionale Pendants zu Bundesgartenschauen zu schaffen. Neben dem reinen Ausstellungsgedanken sollen die beherbergenden Städte dabei auch aufgewertet werden – durch Investitionen in Millionenhöhe in Städteplanung und Infrastruktur werden Impulse für die Region gesetzt. Das erhöhte Tourismusaufkommen, auch über die Dauer der Landesgartenschau hinaus, trägt zudem zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei. 500.000 bis 600.000 Besucher haben sich die Verantwortlichen der Landesgartenschau in Fulda zum Ziel gesetzt. Unter dem Motto „Fulda verbindet…“ haben die Planer auf rund 42 Hektar Naturerlebnisse geschaffen und möchten Gartenliebhaber inspirieren.

Inmitten des KulturGartens, einem von vier unterschiedlichen Gartenbereichen, steht das von SL Rasch entworfene Segel im Weidendom. Die formgebende Konstruktion aus Weiden stammt von der Baukunstgruppe Sanfte Strukturen, die die Basis für das Kunstwerk bereits 2021 auf dem zukünftigen Gelände der Landesgartenschau gepflanzt hat. 18 m x 11 m misst die Struktur in Gänze. Weidenruten eignen sich optimal für Skulpturen dieser Art, da sie sehr schnell wachsen, biegsam sind und eine Vielzahl an kleinen Blättern hervorbringen, die einen positiven Beitrag zum Klima innerhalb der Struktur sowie zum Sichtschutz leisten.

Um die Besucherinnen und Besucher optimal vor Witterungseinflüssen zu schützen, sollte eine Membrankonstruktion in Form eines Segels das Bauwerk ergänzen. Dafür wurde SL Rasch konsultiert und beauftragt. Letztendlich waren wir für die Formfindung, die Membrankonfektion, das Anschlusskonzept und die Ausführungsplanung verantwortlich.

Durch das Grundgerüst des Weidendoms waren Länge und Breite des Segels weitestgehend festgelegt. Mithilfe eines 3D Scans wurde die aktuelle Form der Struktur erfasst und die Anschluss- bzw. Aufhängepunkte des Segels definiert.

Auf Basis dieser Punkte konnte eine erste Membranform gefunden werden. Aufgrund der asymmetrischen Krümmung des Weidendoms besaß der erste Membranentwurf ebenfalls eine asymmetrische Form, die durch einen Längsgurt entlang der Hochpunkte und mehreren Quergurten zu den Tiefpunkten hin gespannt wurde. Randgurte an den Tiefpunkten sollten die Membranform abschließen. Nach Revision wurde dann jedoch eine symmetrische Membranform mit geradem Mittelband entwickelt, die sowohl einfacher zu produzieren also auch besser zu montieren ist. Nach weiteren Iterations- und Formfindungsschritten entstand eine optimierte symmetrische Membranform, die zudem ohne Gurte in der Membranfläche auskommt.

Für die Produktion musste zunächst die räumliche Geometrie in eine 2D-Fläche transformiert werden. Die Entwicklung der Membrandetails erfolgte in der Softwareumgebung Rhino und AutoCAD. Das Segel inklusive Abspannpunkten hat eine Spannweite von 15 m x 7 m.

Eine weitere Anforderung an die Konstruktion war es, dass die Membrane ohne Hilfsmittel wie Baugerüste auf- und abzubauen ist. Die einfache (De-)Montage musste gewährleistet sein, da das Segel bei zu hohen Windgeschwindigkeiten abgenommen werden muss. Zudem galt zu beachten, dass es sich bei dem Weidendom um eine wachsende Struktur handelt. Das Membransegel muss also in der Lage sein, sich anzupassen. Damit die Membran unter den gegebenen Voraussetzungen auch nach einiger Zeit noch ausreichend vorgespannt werden kann, wurde die Fixierung an den Anschlusspunkten mittels Spanngurten realisiert. So wurden mehrere räumliche Abspannmöglichkeiten geschaffen.

Das Resultat der gestalterischen Zusammenarbeit ist ein natürlicher Raum, der vor Sonne und Regen schützt und gleichzeitig ein deutlich angenehmeres und kühleres Klima als im Freien erzeugt. Optimal in die Umgebung integriert lädt die Struktur zum Verschnaufen und Verweilen ein.